Es ist was los im alten Schützenhaus in Beckenried am vergangenen Wochenende. Zum 13. Mal findet der Nidwaldner Alpkäsemarkt statt. Alle Tische sind besetzt, vor den Ständen ist fast kein Durchkommen mehr. Käse dominiert die Szene. Er wandert von den Probierschälchen in die Münder, er wird ver- und gekauft, gerochen, gekostet, kommentiert. «Ohne Käse können wir nicht sein», sagt Hansjörg Mathis aus Stansstad spontan. Er ist soeben mit seiner Frau Eleonora zur Türe hereingekommen und nimmt beim ersten Stand ein «Probiererli». «Ja, Käse ist etwas vom Besten», ergänzt Eleonora Mathis und nimmt auch einen der kleinen Käsewürfel, die überall angeboten werden.Richtige Käsefans seien sie, sagen die beiden, noch bevor sie zum nächsten Stand ziehen und die nächsten Käsesorten testen.
«Wir kommen jedes Jahr hierher», sagen derweil Hugo und Tochter Debbie Amstad aus Beckenried. Sie ist erst vor kurzem von einem längeren Aufenthalt aus Peru zurückgekehrt. Es sei ganz toll gewesen, aber natürlich habe sie den Käse vermisst, erwähnt sie und fährt lachend fort: «Ich würde sofort wieder gehen, wäre da nicht die Lust nach Brot und Käse.» Kein Brot und auch kein Käse, dafür ein paar Kuchenstücke trägt Helen Würsch aus Emmetten herum. Sie steht zusammen mit einer Kollegin selber hinter einem Stand. Die Kuchen passten besser zum Kaffee, erklärt sie den «Ausrutscher». Gerade ist sie am Fachsimpeln mit Ernst Waser. Thema: «Käse», was sonst. «Am liebsten mag ich milden Käse», sagt Helen Würsch. Solchen produziert ihr Gesprächspartner auf der untersten Hütte beim Niederbauen. Daneben stellt er noch Spezialsorten wie Heublumen- oder Chilikäse her.
Es ist vor allem die Vielfalt, die den Beckenrieder Alpkäsemarkt so speziell macht. «Jeder Käser stellt mehrere Sorten her», erklärt Paul Barmettler. Er ist der Präsident der Interessengemeinschaft (IG) Nidwaldner Alpkäse und seit dreizehn Jahren mit dabei. Ebenfalls ein Mann der ersten Stunde ist Martin Ambauen, verantwortlich für die Gastronomie. Natürlich habe auch er einen Lieblingskäse, sagt er, nämlich denjenigen von der Alp Bleiki. Es ist die Alp des IG-Präsidenten und seiner Familie. Zeit zum Reden hat Martin Ambauen nicht viel, sein Job verlangt vollen Einsatz.
Neben dem eigentlichen Markt ist das Rahmenprogramm ein wichtiger Teil des Käse-Wochenendes. Parallel zur eigentlichen Marktbeiz wird am Samstagabend ein Fondue serviert, und am Sonntagmorgen gibts einen Brunch. «Es gibt Gäste, die kommen jedes Jahr zum Brunch», erzählt Paul Barmettler. Da seien Leute aus der ganzen Schweiz dabei. «Diese Nachhaltigkeit macht mich glücklich», sagt der IG-Präsident, «wir sind wie eine grosse Familie.» Genau die gleichen Worte brauchen nur wenig später auch Margrit Auf der Maur und Wysi Käslin. Die beiden teilen sich einen Stand. Vor Margrit auf der Maur sind unzählige Klewenkäse aufgetürmt, Wysi Käslin und seine Familie stehen hinter den Erzeugnissen ihrer Alpkäserei Unterstock. «Wir sind keine Konkurrenten», erklären beide übereinstimmend, und dann kommt der Satz mit der grossen Familie. Tochter Silvia Käslin erzählt, dass sie praktisch auf der Alp aufgewachsen sei. «Ohne die Mithilfe von uns Geschwistern könnten die Eltern es nicht mehr machen», ergänzt sie bescheiden. Ihr Götti Silby Käslin gesellt sich dazu, auch er natürlich Käseliebhaber. «Wir stehen zu unserem Käse», ist für ihn klar. Klar ist auch, dass am Sonntagabend, wenn der Markt zu Ende ist, alle beim Abräumen helfen. «In nur einer Stunde ist das Schützenhaus wieder im Urzustand», lobt Paul Barmettler. Das geht nur, weil die ganze grosse Familie tatkräftig mithilft.
Rosemarie Bugmann
Gegen drei Tonnen Käse gingen am letzten Wochenende im Schützenhaus in Beckenried über die Marktstand-Tische. «Sicher ist der Nidwaldner Alpchäs-Märcht für uns Alpkäser ein wichtiger Absatzkanal», betont Paul Barmettler, Präsident der IG Alpkäser, «aber primär liegt uns am Herzen, dass unsere Arbeit auf den Alpen geschätzt wird». Und sie wurde geschätzt – die Botschaft, den Konsumenten zu vermitteln, was die Älpler jahraus jahrein alles leisten, kam gut rüber – gross war das Interesse. Die Zeit von «geiz ist geil» ist vorbei, freut sich Barmettler. Viele wollen sich wieder gesund und gut ernähren – ihnen ist es wichtig zu wissen, woher die Lebensmittel stammen. Das erfreute auch Pius Wyrsch und seine Mutter Klara von der Alp Haghütte in Sinsgäu (Bild und Text Erika Rebsamen).